digidentity

fast schon Kunst?

Avatan

Die Selfie-App, die ich diesmal etwas kritischer unter die Lupe nehmen wollte, heißt „Avatan“ und ist zugegebenermaßen schon länger auf meinem Handy. In Benutzung ist sie allerdings selten – weil das Ergebnis nicht zufriedenstellend ist.

Sie ist kostenlos und man muss nicht, kann sicher aber, für eigene Filter und extra Optionen, anmelden. Außerdem wird jedes Mal, wenn man auf die Beauty-Bearbeitung klickt und bevor man das Bild speichern kann, Werbung geschaltet. Wenn man schnell genug ist, kann man diese wegklicken – wenn nicht, muss man ein paar Sekunden abwarten. Die Optionen reichen vom „Autofix“, der automatischen Verbesserung von Farbe und Kontrast, über weitere Einstellungen zu Farbe, Bildausschnitt, Schärfe, Kontrast und Helligkeit. In der Beauty-Bearbeitung (deren Symbol Lippen sind), fangen die Tools mit dem Blemish Fix an, mit dem man Unreinheiten ausgleichen kann:

Man kann bei jeder Bearbeitungsoption ins Bild hineinzoomen und hier auch die Größe des Punktes variieren, der „gefixed“ werden soll. Wenn man präzise arbeitet, klappt dies eigentlich immer sehr zufriedenstellend. Das Tool kommt jedoch nicht so gut mit mehreren Farbtönen innerhalb des Kreises zurecht, die es ausgleichen soll, wobei dann solche Kanten entstehen wie im Bild.

Mit der Airbrush kann man die Haut weichzeichnen, mit weiteren Tools Falten entfernen – was dann deutlich weichgezeichnet oder „verwischt“ aussieht. Man kann Glanz reduzieren, die volle Make-Up Palette von einem Spray Tan über Augenbrauenfarbe, Kajal und Augenfarben anwenden, Augen und Zähne heller machen, rote Augen entfernen (was nicht ganz so gut funktioniert) und sogar die Haarfarbe verändern. Allerdings kann man hier nur mit den Farben des Regenbogens über das Bild fahren, es kann also sein, dass auch das Gesicht etwas von der Farbe abbekommt. Schlussendlich kann man die Größe einzelner Features im Gesicht verändern oder Formen anpassen. Hier ein Beispiel:

Um das Gesicht schmaler erscheinen zu lassen, kann man das ganze Foto „slimmen“.

Ich habe bei meinem Selfie (das so ziemlich den Worst Case darstellt: ungewaschene Haare, Augenringe, ungeschminkt und unreine Haut) die gesamte Palette angewandt und kam auf folgendes Ergebnis:

Mit dem Nachher-Bild bin ich nicht wirklich zufrieden. Die Augenringe und Unreinheiten sind zwar verschwunden, die Augen sind weißer und es scheint, als hätte ich Mascara und Kajal aufgelegt – allerdings auch, als wäre mein Make-Up ein paar Nuancen zu dunkel und meine Schminkfähigkeiten definitiv verbesserungsfähig.

Vielleicht liegt es auch an meinen Bearbeitungs-Skills, die definitiv noch einer Menge Übung bedürfen… aber solche Selfies will ich auch nicht versenden. Das Ergebnis kann zwar natürlicher gestaltet werden, doch sieht man trotzdem, dass das Bild bearbeitet wurde.

Die weiteren Möglichkeiten bieten, Effekte über das Bild zu legen, und Sticker hinzuzufügen, die, wie unten links sichtbar, zum Beispiel ein Tattoo auf die Haut zaubern können. Mit dem Effekt kam dann schließlich auch die Signatur unten rechts, die bei der reinen Bildbearbeitung noch nicht hinzugefügt wurde.

Alles in allem bietet die App „Avatan“ meiner Meinung nach für eine kostenlose App viele Möglichkeiten. Mit genügend Übung kann man sicherlich auch bessere und, wenn gewünscht, natürlichere Ergebnisse bei der Bildbearbeitung erzielen, als ich das konnte.

Allerdings – wenn jemand die Bildbearbeitung zur Perfektion beherrscht, wie verfälscht werden dann unsere Erwartungen und Ansprüche an unser Aussehen und das Aussehen anderer? Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema…

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

Antworten

© 2024 netzmetaphern

Thema von Anders Norén