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Selbstversuch eines Avatar-Ichs

Ich habe mich zuerst an den Webseiten Avatarmaker, Mybluerobot und Avatars24 versucht – die, wie mir aufgefallen ist, genau die gleichen Angebote und Optionen liefern. Es gibt also weniger Auswahl, als es auf den ersten Blick scheint.

Die beiden Ergebnisse, die daraus entstanden sind, finde ich nicht der Realität entsprechend – natürlich sind die Augen größer als in Echt und so ganz bekommt man es wohl nie hin. Die untere Version finde ich dabei noch etwas besser gelungen – doch mich darin wiedererkennen oder damit identifizieren können würde ich nicht.

Durch den Beitrag Ich als Avatar bin ich dann auf 3Dmyself gestoßen und wurde neugierig. Man kann nicht nur seine Statur wählen und Größe und Gewicht eingeben, sondern auch Maße – sogar für die Fuß- und Handknöchel. Auch den Körperfettanteil kann man angeben, sowie sein „Goal Weight“, was die Webseite vielleicht für Sportler und Leute, die abnehmen wollen, interessant machen würde. Okay, ich gab versuchsweise ein paar Kilo weniger an.

Interessant finde ich hierbei allerdings, dass die Webseite automatisch davon ausgeht, dass man Gewicht verlieren möchte. Zur Kritik daran komme ich später noch.

Die Bearbeitung des Gesichts dagegen fiel wiederum etwas dürftig aus – wobei man sich beispielsweise beim Anpassen des Haaransatzes durchaus einen Spaß erlauben und diesen bis zur Nase herunterziehen kann. Der Sinn dahinter entzieht sich mir jedoch.

Auch hier war ich mit dem finalen Ergebnis des Gesichts nicht wirklich zufrieden (das Gesicht des Avatars über mir war ein Spaß-Versuch und entspricht nicht mir). Natürlich, die groben Attribute wie Augenform und -farbe, Haarfarbe und -länge etc. kann man einstellen. Und doch entsprechen die Gesichtszüge nie wirklich der Person (in diesem Fall mir, doch ich finde dies auch bei vielen anderen Personen und deren Avataren oft auffällig). Ich kann nicht genau benennen, was fehlt. Es scheint etwas zu sein, was man mit einer anonymen und einfach gestalteten Anwendung nicht hinbekommt.

Letzendlich hat mir die Webseite ihr finales Full Body-Ergebnis präsentiert:

Ich war überrascht, dass ich zwei Avatare gezeigt bekommen habe – rechts ein zweites Ich, das nach soundso vielen verlorenen Kilos mein Aussehen repräsentieren sollte. Ich klickte versuchsweise auf das Plus, so oft es ging – bei 41,3kg Zielgewicht war Schluss.

Die Webseite sagte mir sogar, wann ich „mein Ziel“ erreichen würde – nun, an dieser Stelle würden wohl Kalorientracker und Sport-Apps ins Spiel kommen. Ideal geeignet für Cross-Selling.

Spätestens bei der Anzeige des Ziel-Körpers wurde meine Haltung kritisch und ablehnend – wenn dieses Tool in die Hände einer essgestörten, extrem unselbstsicheren (etc.) Person fallen würde, könnte damit eventuell Schaden angerichtet werden.

Gerade da auch in den Medien das Idealbild einer schlank-trainierten Frau vorherrscht. Ich konnte „meinen“ Körper ehrlich gesagt auch nicht wirklich einschätzen und bat Freunde um ihre Einschätzung. Diese hielten das Ergebnis für etwas zu füllig geraten. Dabei habe ich doch meine Maße eingegeben? Wäre ich mein 15 jähriges Ich, hätte ich der Webseite vermutlich geglaubt und versucht, die 41kg so schnell wie möglich anzustreben.

Fazit: An sich finde ich die Idee von 3Dmyself interessant und vielleicht kann sie für die ein oder andere Person auch hilfreich sein, doch die Umsetzung finde ich nicht ideal und definitiv problematisch gestaltet.

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