Der Urlaub ist vermutlich die Zeit, in der die allermeisten Menschen fotografieren. Egal ob Profi mit Spiegelreflexkamera oder Oma mit dem iPad, die sowieso nur verwackelte Bilder macht. Sie alle wollen die Momente, die schönen Landschaften und die Erfahrungen die sie machen festhalten. Sei es einfach für die Erinnerung, um die Bilder Freunden und Verwandten zu zeigen oder heutzutage natürlich um seinen Social Media Followern zu zeigen, wie toll das eigene Leben doch ist. Aber ganz ehrlich, es ist doch klar, dass man lieber in schönen Momenten Fotos macht um diese festzuhalten und was ist schon schöner als Urlaub?
Wahrscheinlich aus gerade diesem Grund ist das Phänomen der Urlaubsfotografie auch kein neues, das sich im digitalen Zeitalter entwickelt hat. Auch im letzten Jahrhundert haben Menschen während ihrer Reisen Bilder aufgenommen und diese dann oft daheim in Fotoalben eingeklebt um sie später Freunden zu präsentieren oder auch einfach selbst anzuschauen um sich in den Urlaub zurückzuversetzen. Das könnte sogar als Vorstufe zu Instagram und dem #throwbackthursday gesehen werden, oder?
Die Art des Fotografierens hat sich jedoch deutlich verändert. Auf der Such nach linzenzfreien Urlaubsbildern aus früheren Zeiten, habe ich ich eins gefunden, dass mir sehr typisch erschien. Die Menschen sitzen eher steif auf Stühlen und im Hintergrund ist ein Schwimmbad zu sehen. Daraus kann jetzt jeder erahnen, dass es sich um ein Urlaubsbild handelt und das reicht auch. Auf die Bildkomposition oder die Emotionen der abgbildeten Menschen scheint kein großer Wert gelegt worden zu sein.
Bei Bildern die man heutzutage auf Social Media findet, oder sogar vielleicht selbst dort veröffentlich, ist das ganz anders. Die Pose muss perfekt sitzen aber dabei idealerweise aussehen als wäre es keine Pose. Im Hintergrund muss man die schönste Aussicht sehen, die man finden konnte und alles was stören könnte wird einfach rausgeschnitten. Außerdem verbringt man nach dem eigentlich schönen Moment noch Stunden damit das Bild so zu bearbeiten, dass es so perfekt wie möglich aussieht. Selbst wenn die Sonne nicht geschienen hat wird es noch kurz so bearbeitet, dass es so aussieht als wäre das Wetter perfekt gewesen. Perfekt ist hier das Stichwort und das Ziel der meisten. Zudem soll es aber nicht zu gestellt wirken sondern eher wie ein Schnappschuss. Amüsant ist es deshalb Touristen an solchen Aussichtspunkten zu beobachten, wie diese eine nachdenkliche Pose nach der nächsten einnehmen bis sie das perfekte Bild haben. Hier ist zum Beispiel ein klassisches Bild auf dem jemand mit dem Rücken zur Kamera die schöne Aussicht genießt. Dass die Person jedoch nicht wirklich die Aussicht genießt, sondern für das Foto so da sitzt, wissen wir alle.
https://images.pexels.com/photos/307008/pexels-photo-307008.jpeg?auto=compress&cs=tinysrgb&h=750&w=1260
Vergleicht man nun das ältere Bild mit dem für Social Media typischem Bild fällt auf, dass beide nicht wirklich natürlich sind. Während das Paar vor dem Schwimmbad einfach nur da sitzt, schafft der sitzende Reisende auf dem zweiten Bild es jedoch durch seine Pose besser, das Gefühl von Urlaub zu vermitteln. Vielleicht war nicht alles wirklich so perfekt, wie auf dem Bild gezeigt aber vielleicht war es für ihn selbst doch so wunderschön, dass er versucht es durch sein Bild so zu zeigen, wie er es empfunden hat und sich dafür an all den Mitteln bedient, die uns heutzutage zur Verfügung stehen.
Nadja 13. Mai 2018
Finde ich ein tolles Beispiel. So wie das aus dem Schwimmbad, sehen auch viele Urlaubsbilder meiner Großeltern zum Beispiel aus. Ich denke die Intention hinter den zwei Bildern ist auf jedenfall eine andere. Beide sind ja jetzt keine Schnappschüsse (würde ich zumindest vermuten). Das Erste wurde wahrscheinlich gemacht, um sich an den Ort/ den Moment zu erinnern und man hat es dann in ein Fotoalbum geklebt. Bei dem zweiten Bild bin ich mir sicher, wie du es ja schon angedeutet hast, dass das nicht nur in einem privaten Fotoalbum landet, sondern schon beim Fotografieren klar ist, ich teile das nicht nur mit der engsten Familie/Freunden, ich teile das quasi mit der ganzen Welt. Es wird einfach mehr und vor allem auf andere Weise inszeniert.
Anton 13. Mai 2018
Finde die Idee, sich bei dem Vergleich nicht nur auf Fotos allgemein zu beziehen, sondern stattdessen eine bestimmte Art herauszupicken, wirklich gut. Da fällt es gleich viel leichter eindeutige Unterschiede zu finden. Habe mich selbst bei der Frage nach Unterschieden von „alten“ und „neuen“ Fotos (im Allgemeinen) nämlich sehr schwer getan. Also wirklich ein guter Einfall und eine gute Lösung!
Steffi Nie 14. Mai 2018
Das finde ich ebenfalls ein gelungenes Beispiel! Du hast gut veranschaulicht, dass es früher womöglich viel mehr um die Erinnerung selbst ging und weniger um das Foto. Man sollte sich beim Anschauen einfach in den damaligen Urlaub zurück versetzt fühlen – während heute vor allem die Ästhetik des Fotos eine große Rolle spielt, was wahrscheinlich auch viel an neuen technischen Möglichkeiten liegt. Ich finde gerade auch den Aspekt des „Gestellten“, den du hier aufgegriffen hast, interessant, und die Frage, ob alte Fotos vielleicht doch authentischer waren. Natürlich haben die Leute damals in Urlaubsfotos auch posiert, aber größtenteils eben nicht mit diesen „künstlerischen“ Posen von heute, die bei Touristen wirklich immer ganz lustig zu beobachten sind, da hast du Recht!