Den Spruch „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ kennt wohl jeder.
Digitale Visualisierungen schaffen das Kunststück, auf den ersten Blick alle wichtigen Informationen zu geben und gleichzeitig für jeden nachvollziehbar zu sein.
Große Datenmengen können so gut strukturiert und überblickt werden. Ändern sich die visualisierten Daten, können Muster erschlossen werden und neue Trends ausgemacht werden. Sieht man das Ganze dann von weiter weg, erkennt man auch leichter die großen Zusammenhänge.
Unter dem Begriff der Digital Humanities wird seit einiger Zeit versucht, das Internet in verschiedenen Aspekten zu visualisieren und dem ganzen Ausmaß des Webs Herr zu werden. Im Folgenden will ich euch hierfür ein kleines Beispiel geben:
Das Internet-Tool Voyant Tools arbeitet ähnlich wie das weithin bekannte Tool Wordle. Beide Programme zählen und filtern aus eingegebenen Texten die Wörter heraus, die am häufigsten vorkommen und fassen diese in einer Art Wörterwolke zusammen. In dieser sind häufige Wörter über Farbe, Form und Größe voneinander abgegrenzt und dadurch schön überschaubar und informativ dargestellt:
Doch das Voyant Tool kann noch viel mehr. Es spuckt nach der Eingabe des Textes nicht nur die Wörterwolke aus, sondern bietet zudem no, die über die eigentliche Visualisierung hinausgehen (siehe Screenshot unten – öffnet diesen für mehr Zoom bitte in einem neuen Tab 🙂 ).
- Voyant teilt den Text in Abschnitte ein und stellt die Häufigkeit einiger Wörter in einer Kurve da (rechts im Screenshot). Jedes Wort kann beliebig angewählt und auch mit anderen Kurven verglichen werden.
- Voyant zeigt einem nochmal den eingegeben Text (Screenshotmitte). Auch hier können alle Wörter einzeln angewählt werden. Gezeigt wird einem dann, wie oft das Wort im Text insgesamt vorkommt .
- Die Wörterwolke findet sich im linken Teil des Layouts. Sie kann beliebig um Worte ergänzt werden, indem man die Wolke vergrößert oder verkleinert. Je nachdem richten sich die Wörter neu aus und geben neue Einblicke. Umso größer ein Wort dargestellt ist, desto häufiger kommt es vor und spielt womöglich auch eine größere Rolle im Text.
- Weitere interessante Informationen gibt es im unteren Teil. Diese sind jedoch nicht mehr visualisiert und deshalb auch irgendwie „trockener“, wenn auch sehr aufschlussreich.
Für mein Beispiel benutzte ich den Text aus Samuel Becketts „Endgame“. Ein minimalisitisches und abstraktes Bühnenstück, bei dem ein Hausherr Hamm, sein Butler Clov und seine Eltern Negg und Nell das Ende der Welt zusammen in ihrem Haus abwarten.
Zu sehen ist, dass die Worte „Hamm“, „Clov“ und „Pause“, die am häufigsten vorkommenden Wörter sind. Tatsächlich ist vor allem die Pause ein essentieller Bestandteil und ein wichtiges Stilmittel des Werkes, genauso wie der fortwährende Dialog zwischen Clov und Hamm (Wer das durchaus merkwürdige Buch gelesen hat, weiß worauf ich hinaus will 😉 ).
Nun liegt die Vermutung nahe, dass gerade für die Literaturwissenschaft solche Tools von großem Nutzen sind. Als anderer Anwendungsbereich vorstellbar wäre die Inhaltsanalyse.
Doch es gibt noch viele weitere nützliche Tools und Forschungsbereiche. Sie alle dienen dem Zweck ihr jeweiliges Forschungsobjekt überschaubar, nachvollziehbar und jedem zugänglich zu machen. Weiter unten könnt ihr euch davon selbst ein Bild machen und einmal rumprobieren. Vielleicht sind folgende Beispiele für euch interessant…
Weitere Beispiele der Digital Humanities findet ihr hier:
Wolltet ihr schon immer mal wissen, wie man das Internet kartografieren könnte? Dann hier entlang:
Toll für fröhliche Menschen – Selfies der ganzen Welt visualisiert in der:
Und noch zwei weitere Projekte zum Stöbern und Reinlesen: