Das Internet als mächtige Datenkrake, die ihre Macht aus den Nutzern saugt.
Es weckt uns sanft am Morgen, speist uns den ganzen Tag mit Informationen und verbindet uns mit unseren Freunden. Das Smartphone ist einfach ungemein praktisch und kann unser Leben immens erleichtern. Dazu ist es natürlich auch extrem unterhaltsam und bieten uns unzählige Möglichkeiten, während eines stressigen Tages einfach mal abzuschalten. Die Auswahl ist dabei fast schon grenzenlos.
Mit Hilfe der übervollen App-Stores ist unser Handy multifunktional und individuell geworden. Kalender, Wecker, Spiele, Kamera, das Lieblingsbuch, der Finanzmanager, Straßenkarte, Kochbuch, Fitness-Trainer… alles ist in dem kleinen Gerät vereint. Das Beste an den Apps ist, dass sie großteils kostenlos heruntergeladen werden können. Aber zahlen wir wirklich keinen Preis für die Nutzung?
Um sich beispielsweise bei Instagram registrieren zu können, muss eine Handynummer oder E-Mail-Adresse, der vollständige Name und ein Benutzername angegeben werden. Das scheint zunächst nicht viel zu sein. Während der gesamten Nutzung wird jedoch registriert, welche Fotos wir uns wie lange ansehen, welchen Profilen wir folgen, was uns gefällt, wer uns folgt, wie aktiv wir sind, unser Engagement usw. Es werden sogenannte Persönlichkeits-, Beziehungs- und Bewegungsprofile von uns erstellt und somit alle Nutzerdaten gespeichert und ausgewertet. Was das genau bedeutet wissen wir nicht so wirklich. Wonach filtern diese großen Firmen unsere Daten, wozu werden diese genutzt und wie lange gespeichert?
Eins ist jedoch schnell geklärt. Kostenlos sind die Apps sicher nicht, wir bezahlen mit unserer Privatsphäre. Viele stört dieser Aspekt nicht und geben ihre Daten gerne preis, um bestimmte Apps verwenden zu können. Wir erkennen den Wert unserer persönlichen Daten scheinbar nicht an. Große Firmen wie zum Beispiel Facebook wissen jedoch genau um diesen Wert und sammeln Nutzer, wie wir Likes auf Instagram, denn persönliche Daten sind das neue Gold der digitalen Welt geworden.
Facebook ist inzwischen das größte soziale Netzwerk im Internet und kann alleine in Deutschland eine Nutzerzahl von 30 Millionen verzeichnen. Aber nicht nur Facebook, sondern auch Google, Apple und Amazon sind große Tech Giganten, die Zugriff auf Milliarden von Nutzerdaten haben. Zusammen bilden sie eine mächtige Datenkrake im Netz, die sich von ihren Nutzern ernährt und durch sie wächst.
Unsere Smartphones sind wie die Saugnäpfe der Krake, die sich an den Nutzern festsaugen und alle Informationen entziehen, die sie reicher und mächtiger werden lässt. 2018 wird die Anzahl an Smartphone-Nutzern auf circa 2,6 Milliarden geschätzt und wird bis 2020 auf 2.94 Milliarden ansteigen. Davon bestücken Google und Apple weltweit 99% aller Smartphones mit ihrem Betriebssystem und sind somit direkt beim Einschaltet mit den Nutzern verbunden. Beim Einkaufen im Internet, der Eingabe in das Navigationssystem, einer Überweisung, einem Telefonat mit einem Freund oder der Interaktion in sozialen Netzwerken entstehen jeden Tag riesige Datenströme, die zu groß und komplex sind, um sie mit klassischen Methoden auszuwerten.
Wir Nutzer machen es der Krake jedoch auch nicht sehr schwer an unsere persönlichen Daten zu kommen. Der Umgang mit intimen Informationen wie z.B. Bankdaten oder der Handynummer ist sehr leichtfertiger geworden. „Ich habe nichts zu verbergen“, rechtfertigen die meisten ihren sorglosen Umgang. Ich finde dieses Verhalten jedoch sehr unreflektiert und naiv.
Wer mal nachsehen möchte, was Google für Profile über uns anlegt, kann gerne auf dieser Internetseite stöbern:
https://www.watson.ch/digital/native/865689393-was-google-facebook-instagram-und-snapchat-von-dir-wissen-die-laaaaange-liste
Die acht Arme der Krake umschlingen die Nutzer und halten sie, indem die Benutzer abhängig von den Produkten machen und das mit Erfolg. Laut einer Studie von S. Andrews, D. Ellis, H. Shaw und L. Piwek verbringen Studenten der University of Lincoln rund 5 Stunden am Tag am Handy. Ganz schön viel, wenn man bedenkt, dass wir auch irgendwann noch essen, schlafen, arbeiten und unsere Freizeit mit Freunden genießen wollen. Diese Zahl kann natürlich nicht auf alle pauschal angewandt werden, dennoch zeigt sie, die extrem hohe Bedeutung, welche wir heutzutage unserem Smartphone zuschreiben.
Doch nicht nur Handynutzer werden von der Datenkrake umzingelt. Ganze Firmen, wie WhatsApp oder Instagram wurden von Facebook verschlungen. Allein durch den Kauf von WhatsApp hat Facebook seine Fangarme um 37 Mio. Nutzer (deutschlandweit) verlängert.
Das leistungsfähige Gehirn der Krake, ist die Datenbank der Unternehmen, die alle Daten der Nutzer speichert und analysiert. Viele Informationen werden sogar gesammelt ohne dass vorher festgelegt wurde, wofür diese Daten nützlich sein könnten.
Die bekannteste Anwendung findet die Datenverarbeitung in der personalisierten Werbung. Die Datenkrake erstellt Persönlichkeitsprofile und schaltet anhand unseren Interessen gezielt Werbung auf den verschiedensten Webseiten.
Weitere Beispiele der Datenanalyse sind die Prüfung und aktive Steuerung des Kundenverhaltens durch die kostenlose Software „Google Anlaytics“ oder die Optimierung von Unternehmensabläufen. Natürlich weisen diese Datennutzung auch positive Seiten auf. Unternehmen, nicht nur Facebook und Amazon, können mit Hilfe der Analyse ihre Unternehmensabläufe verbessern und effizienter arbeiten. Jedoch habe ich nicht viele Quellen entdeckt, die wirklich aufzeigen, wie die Datenkrake die Nutzerdaten einsetzt, denn eins ist sicher, dieser exklusive Zugriff auf die Daten von Milliarden von Nutzern verschafft den Big-Tech-Firmen eine derart große Macht, die nicht mehr regulierbar ist.
Sie analysieren unser Onlineverhalten jeden Tag, lernen uns genau kennen und steuern uns. Sie ziehen Rückschlüsse auf unsere Charaktereigenschaften, Religion, politische Einstellung, Bildung, Kreditwürdigkeit und vieles mehr. Könnte es sein, dass Google aus den vorliegenden Daten bald unser zukünftiges Verhalten hochrechnen kann? Ist das mit der heutigen Technik im Zusammenspiel mit unseren Daten möglich?
Wichtig ist vor allem, dass wir vorsichtiger im Umgang mit unseren persönlichen Daten werden und diese nicht leichtfertig im Netz freigeben.
Natürlich kann es sein, dass unser Verhalten in sozialen Netzwerken oder unsere Sucheingaben, Standortanalysen falsch ausgewertet und die falschen Schlüsse gezogen werden. Wir können uns verstellen und jemand ganz anderes im Netz sein. Auf jeder Seite. Das wahre Ich kann ich verstecken und versuchen durch mein Nutzerverhalten nichts preis zugeben. Aber funktioniert das wirklich?
Unser Smartphone wird auf jeden Fall noch eine Weile unser persönlicher Begleiter sein und eine Verbindung zur mächtigen Datenkrake und gleichzeitig zu unseren Liebsten herstellen. Jeder muss für sich selber entscheiden, was ihm seine persönlichen Daten wert sind und wie er mit dem Thema Datenschutz umgeht. Ich finde es aber sehr wichtig, dass wir unser Bewusstsein dahingehend schulen, wie wir mit intimen Daten umgehen und was mit den Informationen passiert, nachdem ich sie auf Internetseiten, in Apps oder auf dem Handy speicher, damit unser Umgang verantwortungsvoller wird.