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Beweisfoto vs. Urlaubserinnerung

Der Trend mit den Beach Hot Dogs ist zwar schon ein paar Jahre her, ist aber meiner Meinung nach ein gutes Beispiel, wie sich Bilder im Laufe der Zeit verändert haben und wieso manche Menschen Bilder im Internet posten.

Anstatt ein Foto zu machen auf dem das Gesicht oder überhaupt irgendwas interessantes zu sehen ist, wird der vermeintlich spontane Schnappschuss als Möglichkeit benutzt, um zu zeigen, wie braun man ist, was für schlanke Beine und eine tolle thigh gap man hat. Dinge, die niemanden interessieren und die auch dem Postenden außer ein paar (oder auch ein paar mehr) Likes, Klicks  und kurzzeitiger Bestätigung vermutlich nicht viel bringen.

Mir fiel es erst schwer, ein geeignetes „altes“ Bild zu finden, was zumindest irgendwie thematisch zur Fleischschau der oberen Kategorie passt.

Aber dann dachte ich mir, dass ein Bild wie das obige vor 20 Jahren vermutlich nur entstanden wäre, wenn jemand aus Versehen den Auslöser gedrückt hätte. Nach dem Urlaub hätte man die Bilder entwickeln lassen und das HotDog-Bild wäre vermutlich in den Müll gewandert.

 

Stattdessen ein Urlaubs-Bild nach meinem Geschmack:

Niemand schaut in die Kamera, keine überzogenen Posen. Das Bild sieht aus als hätten die Kinder eine gute Zeit – bevor und nachdem das es aufgenommen wurde.
Es schreit nicht nach Aufmerksamkeit und es muss niemandem etwas beweisen.

Ich glaube es spielt eine große Rolle, dass man früher für jedes Bild zahlen musste, weil Film und Entwicklung nicht ganz billig waren/sind. Man hat sich eher zwei Mal überlegt was man fotografiert und sich dafür, dann u.U. auch mehr Zeit genommen.

Heutzutage macht man also lieber fünf Bilder zu viel als eines zu wenig; so landen die HotDogs in der Camera Roll und später auf Instagram.

Fantastisch. This is the content I signed up for.

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3 Kommentare

  1. Digidentity 10. Mai 2018

    Ja, die beach hot dogs sind in der Tat ein fantastisches Beispiel für typische „neue“ Bilder!

    Könnte man dies aber auch in Zusammenhang stellen nicht nur mit Angeberei sondern auch mit Anonymisierung bzw. der Angst, sein Gesicht ins Netz zu stellen?

    • Michael 8. Juni 2018 — Autor der Seiten

      Kann mir tatsächlich gut vorstellen, dass manche Leute zum Beach Hot Dog greifen, um ihr Gesicht nicht zeigen zu müssen.
      Vielleicht manchmal wirklich aus Angst – aber vielleicht auch manchmal aus praktischen Gründen, weil man am Strand nicht immer top gestylt ist, was einem die Community ja dann eventuell übel nehmen könnte.

  2. Pauline 11. Mai 2018

    Ich finde auch ein sehr gelungenes Beispiel, das den Körperkult, der auf sozialen Fotoplatformen wie Instagram herrscht, gut einfängt.
    Um der Frage nachzugehen, ob vielleicht auch die Angst, sein Gesicht ins Internet zustellen mit den „Hot-Dog-Legs“ zusammenhängt, so denke ich: Leute, die ein Bild ins Internet stellen, dass sie von der Hüfte an halbnackt zeigt haben vermutlich keine Scheu davor auch ein Selfie zu posten. Trotzdem finde ich den Aspekt der Anonymisierung bei derartigen Bildern sehr interessant, da er diese verkehrte Logik beinhaltet.

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