Die Distanz zwischen Maschine und Mensch verringert sich merklich. Handys und viele andere technischen Geräte sind zu einem alltäglichen Gegenstand geworden, die für viele nicht mehr wegzudenken sind. Der Mensch entwickelt die Technik weiter und wir verändern uns wiederum aufgrund dieser Weiterentwicklungen.
Dieses enge Zusammenwirken von Gesellschaft und Technik zeigt sich auch in der Fotografie mit dem Aufkommen der „Selfies“.
Das digitale Selbstporträt entstand aufgrund von neuen technischen Geräten, wie z.B. Handys, mit denen Bilder leicht aufgenommen und online gestellt werden konnten. Auf sozialen Netzwerken sind sie schnell zu einem gesellschaftlichen Phänomen geworden und somit auch zu einem Teil der digitalen Kultur.
“In this electric age we see ourselves being translated more and more into the form of information, moving toward the technological extension of consciousness. That is what is meant when we say that we daily know more and more about man. We mean that we can translate more and more of ourselves into other forms of expression that exceed ourselves.” (McLuhan, 1964 p. 60)
Marshall McLuhan beschreibt die Technologie als eine Erweiterung des menschlichen Bewusstseins. Wir können uns in eine andere Ausdrucksform bringen (z.B. Selfies) und uns selbst übersteigen. Der Grundstein, für Selfies als soziale Ermächtigung ist gelegt.
Für viele von uns, ist es ganz selbstverständlich Fotos von sich selber zu machen und diese auf sozialen Netzwerken zu posten. Doch gibt es auch sehr viele, die sich diesen Schritt nicht zutrauen. Sie zeigen sich nicht richtig auf den Bildern oder posten gar keine Fotos, weil sie so unzufrieden mit ihrem Aussehen sind. Sie befürchten für ihr Aussehen ausgelacht zu werden.
Wir werden rund um die Uhr durch Werbung, soziale Netzwerke und das Fernsehen mit Fotos oder Personen konfrontiert, die scheinbar perfekte Haut haben, wo kein einziges Haar an der falschen Stelle sitzt, die Lippen und Augen perfekt geschminkt sind. Natürlich weiß der Großteil, dass das alles nur Schein ist, dennoch sind wir eingeschüchtert und wollen auch so aussehen.
Sogenannte „Empowerment Selfies“ stellen sich gegen Schönheitsideale, Frauenfeindlichkeit und Rassimus. Frauen mit Behinderung, Transfrauen und farbige, sollen sich durch diese Selfies bestärkt fühlen und sie sozial Stärken. Natürlich kann ein Selfie keinen Rassismus bekämpfen oder dazu führen, dass Frauen gleich viel Gehalt erhalten wie Männer, aber es kann ein Gefühl vermitteln. Ein Gefühl von psychologischem und sozialen Wohlergehen, das Menschen empfinden, wenn sie „gleichgesinnte“ auf sozialen Netzwerken sehen. Menschen, die mit ihrem Körper zufrieden sind, auch wenn mit vermeintlichen Markeln.
Ich habe mir ein paar gute Beispiele solcher Selfies rausgesucht:
Für Stars und berühmte Leute ist es einfacher ein #nomakeup Selfie zu machen. Sie sind berühmt! Wenn da einer von 100.000 Leuten sagt, dass man ihren Pickel sieht, ist ihnen das egal. Wenn ich von mir ein unbearbeitetes Bild hochlade, ist das was anderes. Ich bekomme wahrscheinlich keine negativen Kommentare, aber auch keine Like´s für mein Bild, was auch eine Art Ablehnung im Netz sein kann.
Dennoch sage ich. Mut zum Selfie. Mut zur Selbstpräsentation, auch wenn man nicht perfekt ist. Niemand ist perfekt. Wir können stolz auf unseren Körper und unser Aussehen sein und diesen auch zeigen! Wir sind in unserer Individualität alle wunderschön und können das mit der Welt teilen.